Archiv für das Tag 'Robert Southey'

Elendes Lagos – Algarve früher und heute

17. April 2010

1800 reiste der englische Schriftsteller Robert Southey an die Algarve und berichtet über Lagos folgendes:

„Die Stadt hat einen elenden Estalagem (Gasthof) ohne vernünftiges Dach wie gewöhnlich. Das erste, was wir sahen, war ein Gecko an der Mauer, eine Art Eidechse … Wir hatten Briefe von Gouverneur Connell an den Obristen hier … und nur mit Schwierigkeiten konnten wir ein Lachen unterdrücken, als wir ihm vorgestellt wurden. Er lag angezogen im Bett – im dunklen Raum einer Bruchbude – ein Armer in England wohnt besser. Er erhob sich von der Sesta (Mittagspause) und begab sich in seinen Amtssitz – weitläufige Räume in einem guten Hause von kalter Unbequemlichkeit. Nichts können wir hier kaufen, keinen Schinken … keine Rosinen, keine Mandeln – und das in einem Seehafen. … Überall beobachten uns die Kinder mit frechem Blick. Sie sind hier mit ihrer Unverschämtheit mehr als lästig. Wie leben eigentlich die Portugiesen? Ich habe nicht mehr als 200 Stück Rindvieh im Königreich gesehen. Fisch und Hülsenfrüchte und Brot! … In der Nähe von Faro sah ich einen Baum mit einem Storchennest darauf. Auf der Suche nach Kirchen … ist dieser Vogel darauf angewiesen, dort zu bauen, wo es möglich ist.“

Änderungen im 21. Jahrhundert:

1. Lagos hat in den letzen 210 Jahren an Gasthäusern und privaten Ferienunterkünften dazugewonnen, die sich allesamt durch dichte Dächer auszeichnen.

2. Die „Sesta“, die sich normalerweise von 12.00 Uhr mittags bis ca. halb fünf Uhr nachmittags erstreckte und ganze Wirtschaftszweige lahmlegte, ist in Portugal vor einigen Jahren offiziell abgeschafft worden. Allerdings haben noch viele kleinere Geschäfte zwischen 13.00 und 15.00 Uhr geschlossen.

3. Inzwischen gibt es durchaus gemütlichere portugiesische Wohnungen, allerdings zeichnen sich viele „Amtsstuben“ noch immer durch eine erschreckende Ungemütlichkeit aus. Oft gibt es auch keine Heizung, sodass die (städtischen) Angestellten im Winter dick in Pullover und Jacken eingemummelt, mit klammen Fingern Formulare ausfüllen und die Tastaturen der Computer bedienen müssen.

4. In diversen kleineren und riesigen lokalen Supermärkten findet man heutzutage nahezu alles  – und sogar Lidl und Aldi gehört heutzutage zum Einkaufsangebot fast jeder größeren Stadt!

5. Die Kinder haben sich mittlerweile an ausländische Touristen gewöhnt und sind keinesfalls aufdringlich, sondern eher zurückhaltend und nett.

Sehr nette Kinder in Lagos

Sehr nette Kinder in Lagos

6. Die Störche stehen heute unter Naturschutz, nisten auf allem, was hoch genug ist und dürfen von dort auf keinen Fall verjagt werden. In Lagos habe ich gesehen, wie man erst neben dem alten Fabrikschornstein, auf dem sie ihr temporäres Zuhause eingerichtet hatten, ein ebensohohes Gerüst errichtete, auf das der Horst dann umgelagert wurde – bevor man den alten Schornstein niederreißen konnte.