Archiv für das Tag 'Mandelblüte'

Mandelblüte an der Algarve (Fortsetzung)

20. Januar 2010

Der Prinz, der seine Frau sehr liebte, obwohl er ja locker noch zwei, drei andere, zufriedenere dazu hätte heiraten können, zerbrach sich den Kopf, wie er die Mutter seines Erstgeborenen wieder zum Lachen bringen könne – und ließ zunächst einmal Schnee aus den Alpen ankarren. Der Weg war weit, die Pferde nicht eben schnell, einen halben Tag hatte die Prinzessin eine schale Freude daran, dann war er weg und sie begann wieder zu keifen, hätte ich doch auf meine Eltern gehört, hätte ich doch Prinz Olaf mit dem Buckel geheiratet und so fort. Der Prinz konnte Platten abspielen, soviel er wollte, er konnte mit Hilfe des englischen Ideoms alte Zeiten heraufbeschwören, er konnte sich im Schlafgemach zum Affen machen – keine der zahlreichen Aufmunterungen half: die Prinzessin war dem Heimweh verfallen.

Da geschah es, dass ein umherziehender Illustrator das Schloss besuchte und um die Gelegenheit einer Mappenpräsentation bat. Er hatte ein spitzes Mausgesicht, schlechte Zähne und sah sehr hungrig aus, weshalb man ihm erstmal in der Küche eine Suppe verabreichte, bevor er seine Arbeiten vor dem Prinz ausbreitete, die in der Hauptsache wohlproportionierte, nordafrikanische Mädchen zeigten, die sich vor blühenden Mandelbäumen im Tanze wiegten.

Das war’s! – es gibt moderne Untersuchungen in denen nachgewiesen wurde, dass 85 Prozent der Geschichtsereignisse auf Zufall beruhen, 15 Prozent sind geplant und die restlichen 10 sind undefiniert – der Prinz hatte seine Idee bekommen. Eilig ließ er Mandelbäumchen heranschaffen, soviel er nur irgend kriegen konnte, selbst unter der Bedingung, dass sie aus privaten Schonungen ausgegraben werden mussten, und dann wurde gepflanzt. Rings ums Schloss und über die Ebenen und soweit das Auge reichte. Die Prinzessin, die nicht recht begriff, wozu das gut sein sollte, sah dem Treiben mit einigem Abstand depressiv zu.

Aber dann kam der Frühling und mit ihm Ende Januar das große Naturerwachen – und da verstand sie endlich: die unzähligen Bäume hatten zu blühen begonnen und das sah, wenn man von oben drauf guckte und kurzsichtig war, aus wie Schnee! Da fing die Prinzessin an zu jubeln, sie verließ ihren Posten im Turm und rannte in die weiße Pracht hinaus und tanzte und hüpfte – und auch einen Schneemann mit Möhrennase und echten Ohren baute sie.

Mandelblüte an der Algarve

5. Januar 2010

Es war einmal eine schöne Prinzessin, die mit den gepuderten, geleckten Prinzen, die sie bei Hofe umschwärmten nichts anfangen konnte und sich kurzerhand in einen maurischen Thronfolger verliebte. Der hatte einen dunklen Teint, einen schwarzen, gelackten Schnurrbart, Augen wie glühende Kohle und roch nach Kamel und Abenteuer – das war ihr sofort aufgefallen, als er das erste Mal ihre Hand ergriffen hatte und sie küsste.

Der Prinz kam aus der Algarve und hatte nach den vielen Schlachten mit den Einheimischen erst einmal Urlaub nötig. Was lag da näher, als endlich die Einladung einer entfernten Tante anzunehmen und sich an einem nordeuropäischen Hofe dem Vergnügen hinzugeben? Er reiste also an, mit Dienern, Zofen, Infanten, Granatäpfeln, Nesperas und einer Plattensammlung Fado. Den Begriff hatte er – der Geschichte vorgreifend – nur erfunden: in Wirklichkeit waren es versklavte Musiker, die auf sein prinzliches Fingerschnippen ihr Repertoire abspulten.

Es kam, wie es kommen musste, der Prinz und die Prinzessin fielen „in love“ – die Prinzessin, die grad Englisch lernte, prägte diesen Begriff, der fortan für ihre ganz spezielle Liebe stehen sollte – sie wurde schwanger und ordentlich ausgeschimpft und dann konnte die Hochzeit stattfinden: zehn Tage und zehn Nächte dauerte das Fest, an dessen Ende der Koch kollabierte.

Dann wurde gesattelt, finale Proviantkörbe gepackt, die Prinzessin bekam von ihren Freundinnen eine Liste von Dingen zugesteckt, die sie an der Algarve besorgen und ihnen per Boten zukommen lassen sollte, sie  begab sich in ihre mit Zobel ausgekleidete Sänfte – Elterntränen, Ermahnungen, ein letztes enthusiastisches Winken, und los ging’s Richtung Süden der Heimat des Ehemanns entgegen.

Dort gabs noch ein Fest und noch eins und dann wieder eines zur Geburt des Sohnes, und dann kam der Winter. Es war zwar einigermaßen kalt und es regnete wie es im Norden nie geregnet hatte, die Wege waren so durchweicht, dass man oft knöchelhoch im Matsch einsank, ganze Landstriche waren überflutet, dauernd knickten die Pferde im weichen Untergrund um, die Häuser der Algarvios, die nicht heizten, weil sie befürchteten, sich dann draußen zu erkälten, waren innen und außen grün vom Schimmelpilz – aber sollte das alles an Winter sein? Wo war der knallblaue Himmel über einer kristallinen, harten Erde? Das kalte Aufblitzen der gefrorenen Pfützen? Wo war der SCHNEE? Die Prinzessin saß an ihrem Erkerfenster, der Regen platschte und sie vermisste.

(Fortsetzung folgt)

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