Mandelblüte an der Algarve

5. Januar 2010

Es war einmal eine schöne Prinzessin, die mit den gepuderten, geleckten Prinzen, die sie bei Hofe umschwärmten nichts anfangen konnte und sich kurzerhand in einen maurischen Thronfolger verliebte. Der hatte einen dunklen Teint, einen schwarzen, gelackten Schnurrbart, Augen wie glühende Kohle und roch nach Kamel und Abenteuer – das war ihr sofort aufgefallen, als er das erste Mal ihre Hand ergriffen hatte und sie küsste.

Der Prinz kam aus der Algarve und hatte nach den vielen Schlachten mit den Einheimischen erst einmal Urlaub nötig. Was lag da näher, als endlich die Einladung einer entfernten Tante anzunehmen und sich an einem nordeuropäischen Hofe dem Vergnügen hinzugeben? Er reiste also an, mit Dienern, Zofen, Infanten, Granatäpfeln, Nesperas und einer Plattensammlung Fado. Den Begriff hatte er – der Geschichte vorgreifend – nur erfunden: in Wirklichkeit waren es versklavte Musiker, die auf sein prinzliches Fingerschnippen ihr Repertoire abspulten.

Es kam, wie es kommen musste, der Prinz und die Prinzessin fielen „in love“ – die Prinzessin, die grad Englisch lernte, prägte diesen Begriff, der fortan für ihre ganz spezielle Liebe stehen sollte – sie wurde schwanger und ordentlich ausgeschimpft und dann konnte die Hochzeit stattfinden: zehn Tage und zehn Nächte dauerte das Fest, an dessen Ende der Koch kollabierte.

Dann wurde gesattelt, finale Proviantkörbe gepackt, die Prinzessin bekam von ihren Freundinnen eine Liste von Dingen zugesteckt, die sie an der Algarve besorgen und ihnen per Boten zukommen lassen sollte, sie  begab sich in ihre mit Zobel ausgekleidete Sänfte – Elterntränen, Ermahnungen, ein letztes enthusiastisches Winken, und los ging’s Richtung Süden der Heimat des Ehemanns entgegen.

Dort gabs noch ein Fest und noch eins und dann wieder eines zur Geburt des Sohnes, und dann kam der Winter. Es war zwar einigermaßen kalt und es regnete wie es im Norden nie geregnet hatte, die Wege waren so durchweicht, dass man oft knöchelhoch im Matsch einsank, ganze Landstriche waren überflutet, dauernd knickten die Pferde im weichen Untergrund um, die Häuser der Algarvios, die nicht heizten, weil sie befürchteten, sich dann draußen zu erkälten, waren innen und außen grün vom Schimmelpilz – aber sollte das alles an Winter sein? Wo war der knallblaue Himmel über einer kristallinen, harten Erde? Das kalte Aufblitzen der gefrorenen Pfützen? Wo war der SCHNEE? Die Prinzessin saß an ihrem Erkerfenster, der Regen platschte und sie vermisste.

(Fortsetzung folgt)

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