Monatsarchiv für Oktober 2012

Algarve: Oktober am Strand

25. Oktober 2012

Die Bilder oben sind gestern an der Bucht am Boca do Rio in Budens entstanden. Buchen Sie doch ein Ferienhaus im Nachbarort Salema.

Klar, ein guter Fotograf hätte die Perspektive anders gewählt und noch irgendwas mit der Blende gemacht, aber darum geht’s in diesem Fall gar nicht. Ich will Ihnen vielmehr aufzeigen, wie warm es Mitte Oktober noch in Portugal an der Algarve am Strand sein kann. Also Meerschwimmen und Sonnenbaden durchaus noch drin. Auch der Hund darf mitgebracht werden, was im Sommer, wenn die Strände voller sind, verboten ist. Und Platz hat man viel. Und wirkliche Ruhe. Erholung vom Arbeitsstress in Deutschland. Nur das Wellenrauschen ist zu hören und gelegentlich mal ein paar begeisterte Ausrufe gerade Angereister: „Ah – das Meer!“ / „Seht nur, ein Strand fast allein für uns!“ / „Guckt mal, Papa in der neuen Badehose!“

Auch aquarellieren läßt es sich jetzt gut, eine kleine Studienreise zu einer Jahreszeit, in der es nicht mehr ganz so heiß ist. Sehen Sie mal, dies Bild hat mein Cousin gemalt. Dazu aß er sonnengereifte Herbst-Clementinen.

Aquarell by Martin Henkel / Clementinen by Algarve

Galgenmännchen nahe Ferienhäusern an der Westalgarve

16. Oktober 2012

Alraune, das Zauberkraut der mittelalterlichen Hexen, wächst auch an der Westalgarve, expliziet im Kreis Vila do Bispo und dort am Monte dos Amantes, auf der Anhöhe der Liebenden. Das ist ein Hochplateau nahe Ingrina – überhaupt eine mytische Gegend hier – so dicht am Pormotorium Sacrum  bei Sagres, wo die Götter wohnen und deshalb kein menschliches Wesen übernachten darf.  Aber buchen Sie wenigstens ein Ferienhaus in der Nähe!

Menschen mit merkwürdigem Schopf

Die Pflanze ist nicht sehr auffällig, besteht an der Oberfläche aus knittrigen, fleischigen, dunkelgrünen, stiellosen Blättern und knubbeligen, sanftlila Blüten, aber verbirgt ihr Geheimnis in der Erde, in Form einer kräftigen, langgezogenen, oft gegabelten Wurzel, die frappand an ein menschliches Wesen erinnern kann – mit einem kräftigen Blüten- und Blätterschopf.

Auf Grund dieser Form wohl wird die Alraune schon seit der Antike als Heil- bzw Ritualpflanze verwendet, wobei es nicht einfach war, ihrer habhaft zu werden. Erstens wuchs sie bevorzugt an Galgenplätzen, wo man ohnehin schon nicht so gerne hinging, und dann schrie sie auch noch, wenn man an ihr zog, sodaß der unglückseelige Sammler entweder feiztanzig wurde oder unmittelbar verstarb.

Hildegard von Bingen empfahl die Alraune zur Triebdämpfung. Zwischen Brust und Bauchnabel festgebunden sollte man mit ihr (statt mit dem Partner) die Nacht verbringen, gegen Schwermut reichte es, sie einfach nur unter der Decke zu haben.

Es gibt eine Theorie nach der das Jesus auf seinem Kreuzweg gereichte essiggetränkte Tuch nicht zur zusätzlichen Pein diente, sondern ein in Alraunesud getunktes Schmerzmittel war. Die Römer nämlich wussten um die astringierende Kraft der mandrugada officinarum, die sie in Essig einlegten und zur lokalen Betäubung verwendeten.

Streetart in Lagos

8. Oktober 2012

Wer ein Ferienhaus in Lagos gebucht hat und neben Sonne, Sand und Meer auch noch etwas anderes sehen möchte, dem würde ich in diesem Zusammenhang gern das LAC vorstellen, ein Ort der Kunst im Zentrum von Lagos, Treffpunkt lokaler Künstler durch die sich die Stadtgeschichte durchaus auch mal von einer kritischen Seite zeigen kann.

LAC heißt Laboratorio de Actividades Creativas, also Kreativlabor, und wurde 1995 von Bildenden Künstlern der Region ins Leben gerufen, 2001 fand man dann dieses spezielle Zuhause: das ehemalige Stadtgefängnis und machte sich mit allen Kräften daran den alten unfreien Geist daraus zu vertreiben.

Außenwände – Innenwände: ARTUR in Lagos

Die ehemaligen Zellen sind zu Ateliers umfunktioniert worden, immerhin passt eine mittelgroße Staffellei hinein und 2 Regale mit Farben, und für die größer dimensionierten Arbeiten kann man dann in den ebenerdigen Korridor ausweichen – trotzdem ein guter Fleck für geballte Aktivität – jeder für sich, doch so dicht beieinander, daß jederzeit Austausch möglich, bzw. Eigenbrödelei unmöglich ist.

Seit letztem Jahr gibt es das Künstler-in-Residenz Projekt ARTUR. Jeweils fünf Street-Art Künstler von nationalem bis internationalem Bekanntheitsgrad werden eingeladen drei Wochen im Haus zu verbringen und in der Zeit an Lagos-bezogenen Themen zu arbeiten.  Die Ergebnisse kann man dann an den Innenwänden im LAC und an zwei, drei öffentlichen Plätzen in Lagos besehen (man muss sich langsam und behutsam Kunstraum erobern, die „weiße Stadt am Rio Bensafrim“ ist da noch skeptisch und längst nicht Düsseldorf).

Die Ausstellung im LAC selbst geht noch bis zum 15. November. Die in der Stadt, bis verständnislose Bürger genug davon haben und zum Hackebeil greifen – wie einer der LACer frustriert konstatiert.

Adresse: LAC – Laboratório de Actividades Criativas, Largo Convento Sra. da Glória, direkt neben der Polizei , Tel./ Fax: 282 084 959